Elternhandbuch

Handbuch für interessierte Eltern

Wissenswertes für Schulanfänger(eltern) – von A wie Anmeldung bis Z wie Zeugnis

LOTUS bedeutet Lernraum für Offenes Tun und Sein. Die Schule umfasst neun Schulstufen und ist daher offen für Kinder von 6 bis 15 Jahren. Sie wurde 2021 in Seekirchen am Wallersee gegründet und ist 2023 nach Lochen am See übersiedelt. Die Eltern und Erziehungsberechtigten sind die Mitglieder des Vereins, der den Rahmen für diese Schule schafft.

In unserer Schule ist einiges anders. Daher haben wir hier die wichtigsten Stichworte zusammengestellt.

Abmeldung

Solange unserer Schule das Öffentlichkeitsrecht nicht auf Dauer verliehen wurde, müssen gemäß §11 (3) des Schulpflichtgesetzes alle Kinder zum Unterricht in einer Privatschule ohne Öffentlichkeitsrecht abgemeldet werden. Es handelt sich um eine formale Meldung an die Bildungsdirektion. Eine Rückkehr in die öffentliche Schule ist jederzeit möglich.

Aufnahme

Die Schule ist grundsätzlich offen für alle unterrichtspflichtigen Kinder – ohne Einschränkungen. Die endgültige Aufnahme erfolgt nach pädagogischen und organisatorischen Kriterien.

Die Aufnahme läuft in mehreren Stufen ab, der Prozess gibt beiden Seiten Raum einander kennenzulernen, damit die Entscheidung über den Einstieg in die etwas andere Schule mit dem Herzen und dem Verstand getroffen werden kann. Details hier.

Bildungsziele

Ziel der Schule ist es, die Kinder über ihre Pflichtschulzeit zu begleiten und in diesem Rahmen Lernräume für offenes Tun und Sein zu schaffen. Die Kulturtechniken (Lesen, Schreiben, Rechnen) werden vorwiegend anhand praktischer Projekte erlernt. Wissen wird vermittelt, wenn es nachgefragt wird. Wir gehen davon aus, dass lexikalisches Wissen in Zukunft einen geringeren Stellenwert haben wird als bisher und dass kreative und soziale Kompetenzen einen noch größeren Stellenwert bekommen werden. Letztere betonen wir daher, Auswendiglernen steht nicht am Programm. Lebensfreude und Lebenskompetenz sind die Bildungsziele und die Fähigkeit sich lebenslang neues Wissen aneignen zu können, wenn es gerade notwendig ist oder Freude macht.

Das letzte Schuljahr wird als Orientierungsjahr geführt, hier bereiten sich die Kinder auf das vor, was sie weiterführend machen möchten. Bis dahin sollte die eigene Sicherheit und Klarheit so stark sein, dass diese Entscheidung fallen kann. Möglich ist alles – von der Lehre bis zur höheren Schule.

Covid-Maßnahmen

Als Privatschule unterliegen wir dem Privatschulgesetz und sind verpflichtet, das gesundheitliche Wohl der Kinder zu gewährleisten.

Digitale Werkzeuge

Wir sind überzeugt, dass Kinder, die zuerst ihre Umwelt mit allen Sinnen erfassen, später auch die digitalen Werkzeuge effektiver nutzen können. Daher kommen diese vorwiegend ab der Sekundaria zum Einsatz. Unser Motto lautet “high touch first – high tech later”. Das bedeutet, dass die Sinneserfahrungen in der realen Welt an erster Stelle stehen. Damit stärken wir die Resilienz der Kinder und verringern nicht zuletzt das Suchtrisiko. Wir erwarten, dass die Kinder dabei auch zuhause unterstützt werden, die Zeit vor dem Bildschirm sollte gering gehalten werden, die Eltern als Vorbilder selbst achtsamen Konsum üben.

Elternarbeit

Eltern verpflichten sich zur Mitarbeit an der Schule. Da der Betrieb und die Räume erhalten werden müssen, gibt es viele Gelegenheiten sich einzubringen: Begleitung bei Ausflügen, Schulräume putzen, Kuchen verkaufen am Weihnachtsmarkt, Reparaturen im Gebäude, Musizieren mit den Kindern uvm.

Gruppe

Die Schule wird als altersgemischte Gesamtgruppe geführt – vom Schuleintritt bis zum Austritt. Es gibt keine Aufteilung in Klassen. Aus dem Tagesablauf, den Projekten und den Interessen der Kinder ergeben sich unterschiedliche Gruppenkonstellationen. Die Lernbegleiter beobachten und begleiten den individuellen Entwicklungsprozess. Die pädagogische Arbeit orientiert sich an der Entwicklung der Kinder. Mit der 1. Schulstufe starten die Kinder in der „Primaria“ und wechseln nach der 5. Schulstufe in die „Sekundaria“ – der Unterschied liegt in einzelnen Pflichten und Rechten, die sich für sie im Schulalltag ändern. Das letzte Schuljahr wird als „Orientierungsjahr“ geführt und dient der intensiven, selbstverantwortlichen Vorbereitung für den weiteren Weg. Das kann eine höhere Schule sein oder eine Lehre oder etwas ganz anderes.

Jause

Gemeinsam bereiten die Kinder eine frische, saisonale, regionale Jause zu. Wir stellen dafür alles bereit, das Jausengeld ist Teil des Schulgelds. Die gemeinsame Jause ist eine Säule des Gemeinschaftslernens.

Kosten

Die Schule finanziert sich aus dem Schulgeld, Spenden, Sponsoren, Subventionen sowie Einnahmen aus Veranstaltungen. Demgegenüber stehen die Kosten für Lernbegleiter, Räume, Lernmaterial und Verwaltung. Der Verein, der den Rahmen für den Schulbetrieb schafft, ist gemeinnützig. Unser Wunsch ist es, die Schule leistbar zu gestalten und gleichzeitig den Familien Planungssicherheit zu geben, indem die Schule auf sicheren Beinen steht. Das monatliche Schulgeld und die Auflistung der einmaligen Kosten bei Schuleintritt finden sich im aktuellen Kostenblatt.

Lehrplan

Für die Arbeit gilt der Glocksee-Lehrplan ergänzt durch den Differenz-Lehrplan. Der Lehrplan ist anerkannt vom Bildungsministerium, unterscheidet sich aber im Gestaltungsspielraum vom Lehrplan einer öffentlichen Schule.

Die Details der kognitiven Lernziele sind in unseren Lehrplänen nachzulesen. Alle lernen natürlich lesen und schreiben sowie die Grundrechenarten. Motorische, emotionale und soziale Fähigkeiten sind uns jedoch ebenso wichtig. Daher erfüllen unsere Kinder nicht den Lehrplan einer Regelschule. Die Kinder lernen aus eigenem Interesse, die Lernbegleiter schaffen zusätzliche Angebote. Sein Wissen wird jedes Kind nach seinen Interessen ausbauen und dabei lernen, wie es lebenslang das lernen kann, was es gerade braucht. Entwicklungsziele werden individuell jedes Jahr im Gespräch zwischen Eltern und Lernbegleitern vereinbart. Die Details zu Inhalten und Methoden finden sich im pädagogischen Konzept.

Material

Die Kinder brauchen keine Schultasche, Hefte oder Füllfeder mitzubringen. Was sie zum Lernen brauchen (Stifte, Bücher, Werkzeug, Lernmaterialien, Spielsachen, Sportgeräte), stellen wir in der Schule bereit. Auch das Materialgeld ist im Schulgeld inkludiert. Bei Ausflügen können sie einen Rucksack und eine Wasserflasche gut brauchen.

Mehraufwand

Eine freie Schule organisiert und finanziert sich selbst. Für Eltern bedeutet das, dass sie den Schulbetrieb aktiv erhalten müssen durch Elternarbeit und finanzielle Beiträge in Form des Schulgeldes.

Öffentlichkeitsrecht

Das Öffentlichkeitsrecht wurde in den ersten Jahren jeweils rückwirkend am Ende des Schuljahres verliehen. Sollte es – aus welchen Gründen auch immer – einmal nicht verliehen werden, müssten die Kinder am Ende des Schuljahres eine Externistenprüfung ablegen. Das sind die Prüfungen, die auch für Kinder im häuslichen Unterricht Anwendung finden. In diesem Fall werden die Kinder natürlich darauf vorbereitet, eine Garantie für das Bestehen gibt es jedoch nicht. Wird diese Externistenprüfung nicht bestanden, sieht der Gesetzgeber vor, dass das Kind das Schuljahr in einer öffentlichen Schule wiederholt.

Pädagogik unterstützen

Wir erwarten, dass unser pädagogisches Konzept auch zuhause mitgetragen wird. Das bedeutet vor allem die Achtung des individuellen Lerntempos des Kindes: Nicht alle Kinder lernen etwa gleich zu Schulbeginn schreiben. Wenn der Wunsch aus dem Kind entsteht, macht das Lernen Freude und diese Freude bleibt fürs Leben (mehr dazu in unserem Pädagogischen Konzept). Und es bedeutet, den Konsum digitaler Medien auf ein Minimum zu reduzieren.

Sprachen

Die Unterrichtssprachen sind Deutsch und Englisch. Weiterer Sprachunterricht ist nicht regelmäßig geplant, aber durchaus möglich, wenn sich Native Speaker finden, die mit den Kindern ein Projekt durchführen.

Standort

Der Schulbetrieb findet in Lochen am See (Oberösterreich) statt. Das Gebäude ist umgeben von einem großen Garten und viel Natur.

Tagesablauf

Die Kinder kommen zwischen 7.30 und 8.30 an. Ein gemeinsamer Morgenkreis, Epochenunterricht und ein Abschlusskreis bilden die Fixpunkte, dazwischen gehen die Kinder selbständig ihren selbstgewählten Projekten nach. Um 13 Uhr schließt die Schule. Nachmittagsunterricht findet einmal pro Woche für Sekundarier (ab 5. Schulstufe) statt, Nachmittagsbetreuung ist derzeit in der Pilotphase.

Verein

Der gemeinnützige Verein “Lotus – Freie Schule Seenland” ist der Schulerhalter. Alle Eltern/Erziehungsberechtigten sind Mitglieder im Verein und verantworten damit die Rahmenbedingungen für die Schule: einen geeigneten, gepflegten Ort für den Unterricht und die finanziellen Ressourcen für die Unterrichtsarbeit. An der Vereinsarbeit können sich auch weitere Unterstützer (Nicht-Eltern) beteiligen. Mitglied werden

Werte

Unsere Werte haben wir im Leitbild niedergeschrieben. Die Natur ist unser liebster Lernraum. Die Gemeinschaft ist der Lernraum für soziales Zusammenleben und das Gestalten der Gesellschaft. Achtsamkeit mit sich selbst, den anderen und der Welt die Basis eines gelingenden Lebens. Selbstbestimmtes Lernen ist Kindern in die Wiege gelegt, denn nur so können sie ihre Potentiale ganz natürlich entfalten.

Zeiten

Die Schule ist in der Regel von Montag bis Freitag von 7.30 bis 13.00 Uhr geöffnet. Die Ferienzeiten richten sich nach dem allgemeinen Schulzeitgesetz, geringfügige Abweichungen lt. §15 sind möglich.

Zeugnis

Zur Leistungsbeurteilung wird eine Entwicklungsdokumentation über jedes Kind geführt, welche den Ausgangspunkt, den Weg und das erreichte Resultat berücksichtigt. Die Entwicklungsetappen werden für jedes Kind individuell festgelegt, mit den Eltern abgesprochen und regelmäßig dokumentiert. Die Dokumentation besteht aus den Notizen der Lernbegleiter und einer Arbeitsmappe für jeden Schüler.

Anhand dieser Dokumente finden jährlich zwei Entwicklungsgespräche mit den Eltern statt. Ab der Sekundaria ist auch das Kind bei diesen Gesprächen dabei. Dabei geht es nicht um den Nachweis einzelner Leistungen, sondern um eine ganzheitliche Betrachtung.

Bei Abschluss oder Austritt aus der Schule gibt es einen Abschlussbericht des Lernbegleiters. Für den Übertritt in eine andere Schule kann ein Zeugnis ausgestellt werden.

In unserer Schule lernen nicht nur die Kinder, sondern auch Lernbegleiter, Eltern und die Organisation als Ganzes. Wir werden uns gemeinsam mit den Kindern weiterentwickeln und behalten uns Änderungen vor.

Freie Kinder zu schaffen, wird die vornehmste Aufgabe dieses Jahrhunderts sein.
Rainer Maria Rilke